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Euer Bibliotheksteam
Jährlich wird der Deutsche Jugendliteraturpreis verliehen. Anbei möchten wir euch den Preisträger 2024 in der Kategorie "Preis der Jugendjury", sowie drei Nominierte dieser Kategorie vorstellen.
Preisträger 2024, Kategorie: Preis der Jugendjury
Jurybegründung:
Dieser Roman erzählt von den Erlebnissen zweier Freunde im Ersten Weltkrieg und der Entwicklung ihrer heimlichen Liebesbeziehung. Henry Gaunt und Sidney Ellwood sind Teenager, die sich 1914/15, noch vor ihrem Schulabschluss, freiwillig zum Dienst an der Front melden. Während ihres Einsatzes, u.a. in Belgien und Frankreich, erleiden sie viel Schmerz und Todesangst. Ellwood verarbeitet das Erlebte mit Poesie, während Gaunt die traumatischen Ereignisse bis in den Schlaf verfolgen.
Das Buch ist fesselnd geschrieben und die Figuren werden einfühlsam dargestellt. Dazu tragen auch die verschiedenen Textformen bei, die Alice Winn verwendet. Zum Beispiel werden Ausschnitte der Schülerzeitung von Gaunts und Ellwoods Internat abgebildet, in der im Krieg gefallene Schüler aufgelistet werden. Neben erzählender Prosa finden sich Briefe und die Gedichte von Ellwood oder Lord Tennyson. So bekommt der Roman eine reizvolle Mehrdimensionalität in der Erzählweise, behutsam übersetzt von Benjamin Mildner und Ursula Wulfekamp. Es wird eindrücklich gezeigt, wie das Leben im Krieg abläuft und welche Folgen es hat. Der Roman macht die Monstrosität von Krieg und die immensen Konsequenzen für das menschliche Sein deutlich.
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Nominiert in der Kategorie "Preis der Jugendjury"
Jurybegründung:
Die 15-jährige Holocaust-Überlebende Tessa begegnet nach Kriegsende 1947 in Jerusalem dem gleichalten Palästinenser Mo, dessen Vater bei einem Terroranschlag getötet wurde. Ihre nächtlichen Diskussionen auf dem gemeinsamen Dach ihrer Häuser enden viel zu häufig ergebnislos. 75 Jahre später, im Jahr 2023, treffen die 18-jährige Wehrdienstleistende Anat und der Palästinenser Karim aufeinander. Deren Streitgespräche werden mit der gleichen Intensität weitergeführt. Dabei ahnen sie nicht, wie eng ihre Biografien miteinander verwoben sind.
In vier miteinander verknüpften Lebenswegen, die auf zwei verschiedenen Zeitebenen angelegt sind, erzählt Anja Reumschüssel die Geschichte des Nahostkonfliktes von den Anfängen des Staates Israel bis hinein in die Gegenwart. Dramaturgisch geschickt kombiniert sind die historischen Fakten einer komplizierten Gemengelage mit den individuellen Schicksalen der Figuren. So werden Lesenden die oftmals abstrakten Zusammenhänge unmittelbar nähergebracht. Ohne Partei zu ergreifen oder zu bevormunden, gelingt es der Autorin, die Hintergründe und Komplexität eines scheinbar unlösbaren Konfliktes für Jugendliche erfahrbar und die Spirale der Gewalt nachvollziehbarer zu machen.
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Nominiert in der Kategorie "Preis der Jugendjury"
Jurybegründung:
Violet Sorrengail träumt davon, Schriftgelehrte zu werden, doch ihre Mutter, die Oberbefehlshaberin von Navarre, bestimmt sie zur Drachenreiterin und zwingt sie so zu einer der gefährlichsten und tödlichsten Ausbildungen. Und das, obwohl Violet klein und körperlich schwach ist. Die Drachen jedoch gehen nur mit den Mutigsten und Stärksten die symbiotische Beziehung ein, die notwendig ist, um das Land zu beschützen. Xaden Riorson ist ihr Ausbilder. Er ist der Sohn eines Landesverräters und nur am Basgiath War College geduldet, weil er einer der mächtigsten Drachenreiter ist. Sein Vater wurde auf Befehl von Violets Mutter hingerichtet. Xaden wird alles daransetzten, dass Violet stirbt, Violet wird alles daransetzen, zu überleben. Doch manchmal verlaufen Ereignisse so, dass sie von zwei Gegenspielern nur gemeinsam gelöst werden können …
Mit einem fesselnden Schreibstil, großer Spannung und sehr unterschiedlich gezeichneten Charakteren erschafft Rebecca Yarros eine neue, unbekannte Welt, in der sich die Akteure mit dem Erwachsenwerden, mit Zukunftsunsicherheit und Machtmissbrauch auseinandersetzen müssen. Michaela Kolodziejcok hat das Buch ausdrucksstark ins Deutsche übersetzt.
Altersempfehlung: ab 15 Jahren
Nominiert in der Kategorie "Preis der Jugendjury"
Jurybegründung:
„Sie werden dich fürchten und vor dir fliehen. Und sie werden ein Monster aus dir machen.“ (S. 64)
Medusa ist eine Gorgone – zugleich jedoch auch eine Sterbliche. Als Poseidon sie in Athenes Tempel vergewaltigt, bestraft die Göttin Medusa dafür: Ihre Haare werden zu Schlangen und sie ist fortan dazu verflucht, alle, die sie ansieht, zu Stein erstarren zu lassen. Um kein Leid zu verursachen, isoliert sie sich. Bis der junge Perseus den Auftrag bekommt, das Haupt eines Monsters zu erlangen – einer Gorgone.
Macht die ungewollte Verwandlung Medusa zu einem Monster? Und ist Perseus als Held des klassischen Mythos wirklich der Gute? – Natalie Haynes gibt Medusa und vielen Nebenfiguren eigene Stimmen und lässt sie das Geschehen aus ihrer Sicht erzählen. Die vielen Perspektivwechsel zeigen, wie facettenreich antike Mythologie sein kann. Medusa bekommt eine Vergangenheit und wird als liebevoller Mensch mit Gefühlen dargestellt. Eine berührende, spannende, humorvolle und epische Neuerzählung aus weiblicher Perspektive, übersetzt von Babette Schröder und Wolfgang Thon. Dank des angefügten Personenverzeichnisses ist die Geschichte sowohl für Neulinge als auch für Fans der Mythologie leicht verständlich.
Altersempfehlung: ab 14 Jahren