Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass sich die Art und Weise, wie Nachrichten konsumiert werden, stark verändert hat. Auch wir als Schüler*innen merken, dass sich unsere Mediennutzung stark von der früheren unterscheidet. Viele von uns lesen kaum noch klassische Zeitungen, sondern informieren sich über Instagram, TikTok oder YouTube. Gleichzeitig haben einige das Gefühl, dass es dort schwieriger ist, verlässliche Informationen von Meinungen zu unterscheiden. Damit stellte sich sofort eine zentrale Frage in den Mittelpunkt der Diskussion: Was macht eigentlich guten Journalismus aus?
Die Redakteure und Redakteurinnen waren sich einig, dass gründliche Recherche, unterschiedliche Blickwinkel und eine klare Trennung von Meinung und Fakten essenziell sind. Reißerische Überschriften und übertriebene Darstellungen, wie sie in sozialen Netzwerken häufig zu finden sind, widersprechen journalistischer Sorgfalt. Dennoch, so betonten sie, gibt es keine totale Objektivität – jeder Artikel spiegelt immer auch eine Auswahl von Fakten wider, und die Meinung des Journalisten fließt in gewisser Weise mit ein.
Ein weiteres großes Thema war der Umgang mit Wahrheit und Fake News. Gerade in Zeiten von Social Media fallen viele Falschinformationen zum Opfer. Die Journalisten und Journalistinnen sahen ihre Aufgabe darin, Fakten zu prüfen und Fehler offen zu korrigieren. Dabei warnte die Runde vor einer besorgniserregenden Entwicklung: Populisten behaupten zunehmend, es gäbe gar keine Wahrheit mehr, und erzeugen mit lauten Worten und Drohungen gezielt Aufregung. Seriöser Journalismus hingegen hat das Ziel, sich der Wahrheit so weit wie möglich anzunähern, auch wenn dies oft ein mühsamer Prozess ist.
Die Digitalisierung bringt nicht nur Herausforderungen, sondern auch neue Werkzeuge mit sich – dazu gehört Künstliche Intelligenz (KI). Die Chefredakteure und Chefredakteurinnen erklärten, dass KI bereits in den Redaktionen genutzt wird. Dennoch sei klar: KI ersetzt keine journalistische Arbeit, sondern kann höchstens unterstützen. Alle Inhalte werden überprüft und entsprechend gekennzeichnet, um Transparenz zu gewährleisten.
Auch die Geschwindigkeit, mit der Nachrichten heute verbreitet werden, hat sich drastisch verändert. Während früher noch Zeit für tiefgehende Recherche blieb, muss heute oft unter immensem Zeitdruck arbeiten. Als Schüler*innen konsumieren wir Nachrichten oft nur nebenbei – schnell in der Pause oder zwischen zwei Unterrichtsstunden. Wir achten meist auf spannende Überschriften, aber selten auf die zugrunde liegenden Quellen. Das zeigt, wie groß die Herausforderung ist, Aufmerksamkeit zu bekommen, ohne dabei auf Sensationslust zu setzen. Hinzu kommt wirtschaftlicher Druck, der dazu führt, dass manche Medienhäuser auf Klickzahlen und reißerische Schlagzeilen setzen. Hier gilt es, ein Gleichgewicht zu finden: Einerseits muss Journalismus schnell reagieren, andererseits darf die Qualität nicht darunter leiden.
Besonders hervorgehoben wurde die Rolle des Journalismus für die Demokratie. Medien übernehmen eine Kontrollfunktion, decken Missstände auf, stellen kritische Fragen und bieten Orientierung in einer immer komplexer werdenden Welt. In Südtirol sei diese Aufgabe besonders wichtig, da es immer wieder Versuche politischer Einflussnahme gebe. Die Medien prägen unsere Ansichten, Meinungen und somit auch Wahlergebnisse – was aufgrund der Autonomie und des damit verbundenen großen Entscheidungsspielraums weitreichende Folgen haben kann. Die Redakteure und Redakteurinnen verstehen sich als "Wachhunde", die nicht nur objektiv berichten, sondern auch hinterfragen und Zusammenhänge aufzeigen.
Zum Abschluss gaben die Chefredakteure und Chefredakteurinnen wertvolle Tipps für einen bewussten Medienkonsum: Viel lesen, verschiedene Quellen nutzen, Informationen hinterfragen und sich auch mit anderen Meinungen auseinandersetzen. Algorithmen sorgen oft dafür, dass wir nur das sehen, was unserer eigenen Sichtweise entspricht – umso wichtiger ist es, bewusst aus dieser Filterblase auszubrechen, da sie insbesondere im Internet zur Gefahr werden kann.
Eines wurde uns Schüler*innen definitiv klar: Ein freier, kritischer und gut recherchierter Journalismus ist unverzichtbar für eine funktionierende Demokratie und wird in den kommenden Jahren immer wichtiger werden.